Festwagen zum Besuch von Bayernkönig Maximilian II

Im Juli 1860 besucht König Maximilian II. und seine Gattin Marie anlässlich der 50jährigen Zugehörigkeit der ehemaligen Markgrafschaft Bayreuth-Ansbach zum Königreich Bayern die Stadt. Aus diesem Anlass wird am 30. Juni 1860 auch das Standbild des Königs am Alten Schloss – dem jetzigen Finanzamt Bayreuth – enthüllt, das sicher auch heute noch jedem Bürger vertraut ist.

Ehrenhof des Alten Schlosses mit dem Standbild König Maximilian II.

Am folgenden Tag wird ein großer Jubiläumsumzug „angeordnet“, zu dem auch die hiesigen Landgemeinden ihre Abordnungen schicken.

Im Bindlacher Gemeindearchiv (Bestand: Gemeindearchiv zu Euben Nr. 14 / Beschlussbuch Nr. 2) findet sich dazu folgender Bericht:

Übersicht und Beschreibung des Festwagens, welcher von den Gemeinden Euben, Ramsenthal und Krottendorf zu dem am 1. Juli 1860 angeordnetem Fest in Bayreuth hergestellt und in Gegenwart Sr. Majestäten dem König und der Königin vorgefahren worden ist.

Dieser Festwagen ist unter Leitung der Gemeindevorsteher Christoph Preßlein zu Dörflas, Johann Niklas zu Ramsenthal und des Eberhardt Küfner von Zettlitz durch den Zimmermeister Konrad Köhler von Bindlach und dessen Gesellen Georg Fuchs und Johann Köhler von dort zweckmäßig als landwirtschaftlicher Wagen gefertigt und hergestellt worden. Dabei ist zu bemerken, dass sich der Vorsteher Preßlein zu Dörflas, bei welchem der Wagen gebaut wurde, mit Fleiß, Tätigkeit, Zeitaufopferung, Mühe und Gänge bei diesem Geschäfte ausgezeichnet beteiligte sowie auch die beiden Gemeindevorsteher Niklas und Küfner kräftig mitwirkten.

Auf diesem Wagen saßen folgende Mädchen

von der Gemeinde Euben: Anna Barbara Preßlein zu Dörflas; Elisabeth Dörfler zu Obergräfenthal; Margarethe Hübner von Euben, welche die Ehre hatte, den Königlichen Majestäten einen Teller voll landesüblichen Kuchen zu überreichen, welche höchstdieselben auch huldvoll annahmen; Elisabeth Zeitler von Theta; Barbara Zeitler allda; Anna Margarethe Pöhlmann von dort; Kunigunde Zeitler daselbst

von der Gemeinde Ramsenthal: Barbara Bock, welche die Ehre genoss, dem allerhöchsten Königspaar einen Teller voll Kuchen zu übergeben; Katharina Pop; Katharina Schertel; Kunigunde Kurz; Kunigunde Niklas; Christiane Schobert zu Bremermühle;

von der Gemeinde Krottendorf: Barbara Küfner zu Zettlitz; Anna Barbara Dünkel zu Gemein; Margarethe Heidenreich zu Zettlitz

Von ledigen Burschen wurde dieser Wagen begleitet, wo jeder ein Fichtenbüschlein in der Hand, worauf zu lesen war „Es lebe hoch der König!“, einen runden Hut mit einem blauen Seidenband und einer weißen Schürze angetreten. Die Namen sind:

Von der Gemeinde Euben: Johann Pöhlmann zu Theta; Eberhardt Zeitler von da; Heinrich Zeitler von da; Johann Lauterbach, Dienstknecht; Johann Georgius zu Theta; Johann Fuchs, Dienstknecht; Johann Sahrmann zu Obergräfenthal; Johann Mader, Dienstknecht; Johann Schirmer zu Euben; Johann Preßlein von da; Johann Zoll, Dienstknecht; Johann Hübner zu Euben, 7 Jahre alt

Von der Gemeinde Ramsenthal: Eberhard Löwinger; Johann Kurz; Georg Popp; Adam Niklas; Georg Küfner

Folgende Ausschussmitglieder begleiteten den Wagen:

Euben: Christoph Preßlein, Gemeindevorsteher zu Dörflas; Eberhardt Küfner, Bürgermeister zu Theta; Johann Georg Feulner, Bevollmächtigter zu Pferch; Nikolaus Adler als Aufwärter

Ramsenthal:   Johann Niklas, Gemeindevorsteher; Eberhardt Bock, Bevollmächtigter; Johann Höhl, Bevollmächtigter

Krottendorf:  Eberhard Küfner, Gemeindevorsteher zu Zettlitz; Adam Hacker, Bevollmächtigter zu Krottendorf

Der diesen Wage führende Bauer ist der ehrsame Hofbesitzer Johann Georg Hübner von Euben, welcher den Wagen mit 4 schöngeputzten schimmelfarbigen Pferden bespannt hat.

Beschreibung des Wagens:

Der Festwagen enthält ein Haus mit Schiefer bedacht und mit 7 Fenstern und grünen Läden geziert, vor den Fenstern ein Gemüsegärtlein, ein Springbrunnen, welcher in 2 Röhren weiß und blaues Wasser von sich gibt, ein Taubenhaus mit 12 Tauben angefüllt, welche zur passenden Zeit ausflogen, den noch übrigen Platz haben die Mädchen eingenommen.

Auf beiden Seiten des Wagens waren folgende Inschriften angebracht, und zwar auf der linken Seite nur eine, welche lautet: „Des Landmanns Fleiß und fromme Häuslichkeit lohnt Gott mit Segen und Zufriedenheit“.

Auf der rechten Seite ist jeder einzelne Satz auf ein besonderes Täfelein, welches mit einem Kranz gezieret ist, geschrieben und lautet also:

„Heil dem Hause Bayern“     „Ehre dem König“     „Friede dem Vaterland“     „Treue dem Fürsten“ „Einheit dem Volke“     „Segen dem Landmann“       „Dank dem Geber“     „Preis dem Erhalter“     „Gedeihen den Früchten“     „Gut Wetter der Ernte“     „Lohn der Mühe“     „Frohsinn der Jugend“     „Ruhe dem Alter“     „dem Vieh sein Futter“   „dem Menschen stets Brot“

So ähnlich könnte auch der Festwagen anlässlich des Jubiläumsumzuges 1860 ausgesehen haben.

Diesem Fest am 1. Juli 1860 beehrten auch Ihre Majestäten der König und die Königin mit Ihrer werten Gegenwart, wo auf der Bürgerreuth unser vielgeliebter König und die Königin diesen Wagen bestiegen, um ihn zur betrachten, worüber sie beide ihr Wohlgefallen kund gaben, besonders darüber, als Höchstdenselben die 2 Teller voll ländlicher Kuchen von den eben benannten Mädchen überreicht worden sind, welche sie auch huldvoll annahmen.

Noch ist zu bemerken, dass dieser Wagen einen Hofraum mit einem Zaun umgeben bildete und mit 4 großen und 12 kleinen Fahnen, blau und weiß, geschmückt ist.

[Der Text wurde sprachlich leicht angepasst.]