Obergräfenthal

Der Ortsteil Obergräfenthal ist heute vor allem durch das „Landhaus Gräfenthal“, der Familie Lauterbach bekannt. Dieses hat mit ihrer gehobenen Gastronomie einen Namen bis weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Die Familie Geissler richtete bereits das erste Gasthaus vor über 100 Jahren ein. Richard Lauterbach, der aus Waldau einheiratete, baute die Gastwirtschaft zusammen mit seiner Frau Gretel weiter aus. Heute wird das Landhaus von Helmut und seinem Sohn Peter geführt. Hier kehrt viel Prominenz ein und auch Bundeskanzlerin Merkel kann man hier während der Festspielzeit antreffen. Des Weiteren ist in Gräfenthal auch noch eine bekannte Tierarztpraxis zu Hause, die von Gabi Küfner geleitet wird. Insgesamt besteht der Ort heute aus 12 Wohnanwesen. Historisch gesehen gab es vier Landwirtschaftliche Anwesen. Diese gehörten zum Brandenburgischen Hofkastenamt Bayreuth.

Haus Nr. 1 (heute Schlenk) und Haus Nr. 2 (ehemals Küfner, heute Saßmannshausen) haben eine gemeinsame Geschichte. Hans Dörfler wird für diese beiden Höfe erstmals als Besitzer erwähnt. Er starb 1571. Von dessen Enkel, der 1629 geboren wurde, hat das Anwesen den Namen Stephanshof bekommen. Dessen Enkel wiederum – Andreas Dörfler geboren 1687 – zertrümmerte das Anwesen. Den halben Hof Haus Nr.1 kaufte 1758 Johann Pausch aus Harsdorf. Drei Generationen weiter heiratete seine Urenkelin 1796 Johann Wolfgang Sahrmann aus Deps. Dessen Urenkelin Anna Sahrmann wiederum heiratete Johann Michael Schlenk aus Gesees. Die Familie Schlenk (Nr.1) besitzt das Anwesen noch heute und betreibt die Landwirtschaft im Nebenerwerb.

Haus Nr. 2 (ehemals Küfner, jetzt Saßmannshausen) wurde 1710 ebenfalls von Andreas Dörfler an Hans Partenfelder aus Untergräfenthal verkauft. Nikolaus Dörfler, ein Sohn der Familie Dörfler, die bereits auf den Anwesen Nr. 4 und Nr. 5 in Obergräfenthal saßen, heiratete dort 1746 ein. Damit fiel das Anwesen erstmal wieder in die Hände der Familie Dörfler, die zeitweise Familienmitglieder auf allen vier Höfen von Obergräfenthal hatten. Der letzte Dörfler auf diesem Hof hieß Johann und starb 1858. Da die Witwe Magdalena Dörfler (geborene Puchtler aus Sandreuth) und ihr verstorbener Mann kinderlos blieben, erbte den Hof ein Neffe von Magdalena. Dies war Johann Adam Küfner aus Dörflas. Die Familie Küfner besitzt die Flächen noch heute und bewirtschaftet einen Teil im Nebenerwerb. Rudi Küfner und Tochter Gabi Küfner haben sich jeweils abseits der alten Hofstelle ein Haus gebaut. Die Hofstelle selber wurde an Familie Sticht und danach an Familie Saßmannshausen verkauft.

Haus Nr. 4 (Stöcker, jetzt Küfnerhof) besaß um 1650 Caspar Dörfler, der Sohn von Hans Dörfler, Rinnenbauer aus Bindlach. Am 07.11.1737 heiratete Johann Jakob Küfner aus Hauenreuth in den Hof ein. Die Familie Küfner saß drei Generationen auf dem Hof. Als Heinrich Küfner 1824 im Alter von nur 40 Jahren verstarb, heiratete seine Witwe Margareth 1826 Johann Adam Stöcker aus Schwingen. Die Familie Stöcker bewirtschaftete den Hof bis 1995. Danach wurde er an Rainer Küfner, Architekt aus Bindlach, verkauft und zu einem Pferdehof umgebaut. Er ist weit hin bekannt unter dem Namen „Küfnerhof“. Inzwischen hat der Hof abermals den Besitzer gewechselt.

Haus Nr. 5 besaß 1660 Hans Dörfler. Der Familienname Dörfler hielt sich 5 Generationen auf dem Hof. Am 24.11.1867 heiratete Johann Friedel aus Unterpreuschwitz in den Hof ein. Mit Winfried Friedel und Sohn Markus Friedel wird die Landwirtschaft bis heute weitergeführt.

Die Hausnummer 3, die als Trüpfsölde oder Trupfhaus bezeichnet wird, war von 1636, als die letzte Besitzerin mit dem Namen Zödels im Alter von 74 Jahren starb, bis 1718 öd gelegen. In diesem Jahr wurde das Haus von Hans Wolfrum wieder aufgebaut. Es ging dann an dessen Schwiegersohn Hans Fuchs und blieb in Fuchs´schen Händen bis 1908. Danach hat es Johann Adler käuflich erworben. Die Familie Schönauer war danach noch im Besitz dieses Anwesens.

Es wird auch noch von den Familien Pausch und Förster berichtet, die von 1400 bis etwa 1600 in Gräfenthal auf verschiedenen Höfen waren. Leider lassen sich die Namen durch die Wirren des 30jährigen Krieges keinem Hof zuordnen. So wird berichtet, dass 1633 das pfälzische Volk plündernd durch die Gegend zog und Hans Pausch aus dem Bett heraus gefangen nahm und man ihn bis nach Steinach mitschleppte. Dort erschoss man ihn und er wurde am 20. Juli in Bindlach beigesetzt. Seine beiden Söhne verstarben 1634 an den Folgen der Pest. Auch Heinz Förster und seine beiden Söhne wurden Opfer der Pest und wurden in Gräfenthal begraben. Erst nach dem 30 jährigen Krieg konnte wider eine Hofnachfolge zu den einzelnen Anwesen nachgewiesen werden.
Werner Hübner